Letztlich werden wir - hoffentlich - alle älter. Für mich ist es ein schöner Gedanke, dass in jedem Lebensabschnitt auf das geschaut wird, was ich noch selbst kann. Das motiviert mich umso mehr, auch bei anderen Menschen stets nach ihren Möglichkeiten zu suchen.
Zitat – Willem Kleine Schaars
Seniorenpflege
Gerade Menschen, die ihr ganzes Leben lang selbstständig waren, können es als belastend empfinden, wenn sie zunehmend auf die Unterstützung anderer angewiesen sind. Diese Gefühle äußern sich ganz unterschiedlich: Einige reagieren mit Widerstand, andere ziehen sich zurück, manche werden wütend oder auch traurig.
Wie gehe ich als Mitarbeitender damit um?
Wie schaffe ich es, Menschen in dieser Phase zu begleiten, ohne sie zu bevormunden - oder zu überfordern?
Und wie kann ich es erreichen, dass jemand innerhalb seiner Möglichkeiten wirklich Verantwortung übernehmen kann?
Das WKS-Modell gibt Ansätze wie ein Mensch in einer Seniorenpflegeeinrichtung gut begleitet werden kann.
Ein Biespiel aus einer Seniorenpflegeeinrichtung
“In einer Pflegeeinrichtung werden alle Mahlzeiten durch die zentrale Großküche geliefert. Frau Meier, eine in dieser Einrichtung lebende ältere Frau, hat jahrzehntelang ihr eigenes Essen und das ihrer Familie zubereitet. Sie ist eine Expertin in der Zubereitung von Tomatensuppen, will diese Suppe gerne selbst kochen und sagt dies auch dem Pflegepersonal der Einrichtung.
Die Mitarbeiter wollen nicht, dass Frau Meier ihre Suppe selber kocht und erwidern: ”Wir haben einen sehr guten Koch und der kocht eine hervorragende Tomatensuppe. Frau Meier, Sie haben sich ihre Ruhe wohl verdient, lassen sie sich doch einfach durch uns verwöhnen.”
Frau Meier ist mit dieser Erklärung eigentlich nicht einverstanden, dennoch äußert sie: ”Gut, soll der Koch die Suppe machen.”
Frau Meier fühlt sich überbehütet. Als die Tomatensuppe serviert wird, beginnt sie einen Streit mit den Betreuern und anderen Betreuten. Sie hat – in Folge ihrer Unzufriedenheit – ihren eigenen Weg gefunden um die Betreuer arbeiten zu lassen. Frau Meier lässt provokant jedes Mal das Besteck fallen und ruft dann die Betreuer. Die Betreuer sehen mittlerweile in Frau Meier eine schwierige Bewohnerin und es gibt auch in anderen Situationen oft Streitereien.”
Durch den unumstößlichen Grundsatz in dieser Einrichtung “bei uns wird das Essen durch den Koch hergestellt”, wird Frau Meier nicht ernst genommen.
Die gleiche Situation könnte auch anders gelöst werden. Würden die Mitarbeiter Frau Meier ermöglichen, die Suppe selbst zu kochen, würde sie Verantwortung übernehmen und für ihre Fähigkeiten Lob und Anerkennung durch andere erfahren können. Die Mitarbeiter achten ihrerseits durch das Setzen eines Rahmens darauf, dass weder Überbehütung noch Überforderung eintritt.
Das Beispiel verdeutlicht wie schnell Menschen in abhängigen Situationen die Regie über ihr eigenes Leben verlieren können. Dieses beginnt in den kleinen Dingen des Lebens. Den Mitarbeitern ist dieser Prozess oft nicht bewusst – die Entscheidungsmöglichkeiten der von ihnen abhängigen Person werden schnell eingeschränkt, ohne dies eigentlich zu wollen.
Durch Einsatz des WKS-Modells kann eine ganz andere Atmosphäre – ohne Streit – mit Beteiligung und gegenseitiger Unterstützung der dort lebenden Menschen entstehen. Die Ressourcen der Gruppe werden im Sinne einer größtmöglichen Selbstbestimmung genutzt.